Gestaltung durchdringt heute sämtliche Lebensbereiche. Sie umfasst nicht nur Oberflächen, sondern auch Prozesse, Organismen und Strukturen: Menschliche Körper und Identitäten werden »gestaltet«, die Natur selbst ist durch Menschenhand umgeformt und die politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Gegenwart scheinen nur durch ein gestalterisches Vorgehen und kreative Lösungsansätze bewältigbar.
Damit einher geht ein wachsendes Interesse an gestalterischen Praktiken, »Design Thinking« und Kreativitätstechniken in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Medizin. Die besonderen Kenntnisse von Gestalterinnen und Gestaltern erfahren zunehmende Anerkennung – nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Wissenschaft. Zunehmend wird reflektiert: Gestaltung schafft Wissen und Wissen wird gestaltet. Die Hervorkehrung des wissenschaftlichen Werts der Gestaltung bedeutet allerdings auch eine Funktionalisierung gestalterischer Praxis. Mit der Einführung von Promotionsprogrammen an Kunsthochschulen und der Gründung von Zentren für Design-Forschung steigen Erwartungen an die unmittelbare Anwendbarkeit von Design-Lösungen. Gestaltung muss nachweislich nützlich sein, will sie gesellschaftliche Relevanz und finanzielle Fördermittel beanspruchen.
Wissen Gestalten–Zukunft Gestalten
Die Tagung »Wissen Gestalten« fragt, woher der aktuelle Bedeutungszuwachs von Gestaltung in Gesellschaft und Wissenschaft rührt, was dessen Potenziale sind und wo mögliche Risiken liegen. Wie wirken sich neue, digitale Technologien und »intelligente« Materialien auf die gestalterische Ausbildung aus? Wie verändern sie das im Gestaltungsprozess gewonnene Wissen? Welche neuen Forschungsperspektiven entstehen aus der Verbindung von Digitalität und Materialität? Und welche Bedeutung kommt dabei der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Gestaltung zu?
Die Tagung »Wissen Gestalten« findet im Active Space der Ausstellung +ultra. gestaltung schafft wissen statt, deren Thematik die Tagung mit weiterführen-den Fragestellungen aufgreifen und vertiefen möchte.
Programm:
10.15 – 12.30 Uhr, Moderation: Lee Chichester, Berlin
Sektion I: Design Warriors
Begrüßung: Nikola Doll, Berlin
Design Thinking, Kalter Krieg und Kybernetik | Claudia Mareis, Basel
Konsum, Kreativität, Gestaltung | Dirk Hohnsträter, Hildesheim
Kreativität als Wert und Ware. Arbeit in den »Creative Industries« | Hannes Krämer, Frankfurt/O.
12.30 Uhr Mittagspause
14.00 – 16.00 Uhr, Moderation: Reinhard Wendler, Florenz
Sektion II: Wissensgestaltung und Gestalterwissen
Weder Künstler_in noch Wissenschaftler_in: Zur besonderen Rolle wissenschaftlicher Illustrator_innen in der Wissenschaft | Kathrin Mira Amelung, Berlin
Gestaltung als Wissensvermarktung | Martina Franzen, Berlin
Eindeutigkeit und Vieldeutigkeit. Einige Bemerkungen zum Suchen und zum Finden im Design | Jörg Petruschat, Berlin
Das »Design Laboratory« als Paradigma von »Design Research«? | Gert Hasenhütl, Wien
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 – 18.00 Uhr, Moderation: Julia Meer, Berlin
Sektion III: Zukunft der Gestaltung
Denken designen – Design denken | Daniel Hornuff, Karlsruhe
Podiumsdiskussion: Lehre gestalten – Neue Anforderungen an Designstudiengänge
Birgit Bauer, Berlin | Priska Gisler, Bern | Christiane Sauer, Berlin | Daniel Hornuff, Karlsruhe
»Wissen Gestalten«
02. Dezember 2016, 10–19 Uhr
Martin-Gropius-Bau, Berlin
Eine interdisziplinäre Tagung im Rahmen der Ausstellung +ultra. gestaltung schafft wissen des Exzellenzclusters »Bild Wissen Gestaltung« der Humboldt-Universität zu Berlin.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.