Zimmermann-Kymograph nach Zuntz, 3D-Modell: Ceyhun Altiok, 2018.
zoom_in
Zimmermann-Kymograph nach Zuntz, 3D-Modell: Ceyhun Altiok, 2018.
Zimmermann-Kymograph nach Zuntz, 3D-Modell: Ceyhun Altiok, 2018.
Event (abgeschlossen)
Tieranatomisches Theater
Ort
Tieranatomisches Theater

Wissenschaftlich-künstlerische Objektforschung des Exzellenzclusters »Bild Wissen Gestaltung«

Eröffnung: 5. Oktober, 17 Uhr
Laufzeit: 6. Oktober bis 29. Dezember

17 Uhr        
Prof. Ruth Keller: Vortrag Wege und Wandel des Mediums Papier: Technologie und Erhaltung

18 bis 21 Uhr    
Eröffnung des Temporären Objektlabors

Mit dem Objektlabor wird die Humboldt-Universität 2019 eine innovative Forschungseinrichtung in Betrieb nehmen, mit der unterschiedlichste materielle Dinge und Sammlungen interdisziplinär und angewandt untersucht werden können. Besucher_innen des Tieranatomisches Theaters können bereits einen ersten Blick auf dieses Projekt werfen und Wissenschaftler_innen und Künstler_innen des Exzellenzclusters »Bild Wissen Gestaltung« bei der Arbeit über die Schulter schauen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Im Temporären Objektlabor wird ab Oktober an Objekten der Sammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin und des Museums für Naturkunde öffentlich geforscht.

Um 17 Uhr am 5. Oktober hält die Professorin für Konservierung und Restaurierung, Prof. Dr. Ruth Keller (HTW Berlin), einen Vortrag unter dem Titel Wege und Wandel des Mediums Papier: Technologie und Erhaltung. Keller thematisiert das wissenschaftliche Medium par excellence: Papier als technisches, historisch wandelbares und eigenwilliges Ding. Um 18 Uhr stellt sich das Temporäre Objektlabor vor. Die beteiligten Wissenschaftler_innen und Laborator_innen sind offen für Fragen und Anregungen. Besucher_innen können die eigens entworfene Arbeitsumgebung erstmals besichtigen.

Stellen Gesteine und Mineralien ‚steinerne Argumente‘ für die Entstehung der Erde dar? Im sogenannten Basaltstreit, vergleichbar mit der Kopernikanischen Wende, debattierten Gelehrte der Goethezeit diese Frage. Heute erforscht die Historikerin Angela Strauß die Mineralien- und Gesteinssammlung des Arztes und Mineralogen Carl Wilhelm Nose (1753–1835) aus der mineralogisch-petrographischen Sammlung des Museums für Naturkunde.

In der sogenannten Tatbestandsdiagnostik wurde zwischen den Weltkriegen unter Psychologen, Kriminologen und Juristen verhandelt, inwiefern die Bewertungen von Zeugen- und Verhöraussagen technisch realisierbar und damit objektivierbar sind und wie sie letztendlich die Entscheidung zwischen Lüge und Wahrheit beeinflussen. Denn mit der Technisierung der Aussagen geht ein Bedeutungsverlust menschlicher Entscheider, wie die des Richters, in einem Strafprozess einher. Im Temporären Objektlabor baut der Medienwissenschaftler Sebastian Döring historische Versuche zur Tatbestandsdiagnostik auf.

Der Künstler Oliver Thie nutzt zeichnerische Praktiken, um mit den Dingen in Dialog zu treten. Steine aus der Sammlung des Naturkundemuseums unterzieht er einer intensiven Analyse, um sie bildnerisch mit den historischen Fundberichten des Sammlers ins Verhältnis zu setzen. Indem er Materialien einsetzt, die auch auf den ‚Selbstschreibern‘ zur Tatbestandsdiagnostik genutzt wurden, versucht er die Perspektiven und Projekte der Wissenschaftler_innen medial zu verknüpfen.

In der Tradition der Kulturtechnikforschung im Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik versuchen die wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen im Temporären Objektlabor ein Problembewusstsein für den Zwischenraum der Übersetzung zwischen Wahrnehmung und Projektion zu schaffen. Im Temporären Objektlabor werden neben der Projektarbeit, begleitenden Vorlesungen und Seminaren weitere Veranstaltungen stattfinden wie Workshops und öffentliche Restaurierungen.